Taubereselchen
Müllerbursch, wo ist dein Esel?
Ist schon unterwegs gewesen
Trägt die Säcke fein und sauber
Nach dem andern Rand der Tauber
Auf der alten Tauberbrücke
Ist die alte Mauerlücke
Wo ist nun mein Eselein?
Wird wohl reingefallen sein
Doch da scharrt es an den Toren
und ich seh zwei lange Ohren
Freundlich ruft es jetzt: I-A!
Eselchen ist wieder da!
Verfasser unbekannt.
Datiert: Pfingsten 1978
Sammlung: Werner Knausenberger, 15.08.2025
Dauwereisl
Uf der Laizebrunner Kerwe
Mit noch annere Kerwegest
Is e Miller vo der Dauwer
Nammidoghs in Wertshaus gwest.
Und e Bauer, voller Zoere,
Daß sai Broet nit waißer is,
Secht zum Miller: "Dauwereisl
Sander alli, sell is gwis!"
Und 'n Miller iwer 'n Disch wäch
Rutscht sai Hend e bißle aus
Und noe secht er noch recht fraindli:
"Sichst, sou schloche d' Eisel naus!"
Quelle: Lidli und G'schichtli aus'n Roedeborgische, Hans Probst, Druck und Verlag C. Brügel & Sohn Ansbach, 1925
Sammlung: Irene Lang, 18.08.2025
Sommermittag
Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.
Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.
Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.
Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:
"Nun küsse mich, verliebter Junge;
Doch sauber, sauber! Nicht zu laut."
Theodor Storm (1854)